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Was ist eine Business Impact Analyse (BIA)

Die Business Impact Analyse (BIA) ist ein zentrales Instrument im Business Continuity Management und in der Risikobewertung. Sie zielt darauf ab, kritische Geschäftsprozesse zu identifizieren und die potenziellen Auswirkungen eines Ausfalls oder einer Störung dieser Prozesse zu bewerten. Das Ergebnis einer Business Impact Analyse gibt Unternehmen detaillierte Einblicke, welche Bereiche prioritär geschützt werden müssen, um die Betriebskontinuität sicherzustellen.

Das Ergebnis einer Business Impact Analyse bietet somit eine fundierte Grundlage für Entscheidungsträger, um Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen gezielt zu tätigen und die Resilienz des Unternehmens gegenüber Unterbrechungen zu stärken. Es hilft auch, einen effektiven Business Continuity Plan (BCP) zu entwickeln, der sicherstellt, dass kritische Geschäftsfunktionen auch im Falle einer Störung aufrechterhalten werden können.

Hier sind die Hauptelemente, die das Ergebnis einer BIA typischerweise umfasst:

1. Identifikation kritischer Geschäftsprozesse

Die Analyse beginnt mit der Identifikation der Prozesse, die für die Aufrechterhaltung der wichtigsten Geschäftsfunktionen unerlässlich sind. Diese Prozesse werden hinsichtlich ihrer Kritikalität für das Unternehmen bewertet.

Beispiel: Für eine Online-Handelsplattform sind kritische Prozesse die Auftragsbearbeitung, Zahlungsabwicklung und Logistik.

2. Bewertung der finanziellen und nicht-finanziellen Auswirkungen

Für jeden identifizierten Prozess werden die potenziellen finanziellen (z.B. Einkommensverluste, Strafen, Kosten für Wiederherstellung) und nicht-finanziellen (z.B. Reputationsschäden, Kundenverlust) Auswirkungen eines Ausfalls analysiert und quantifiziert.

Beispiel Finanzielle Auswirkungen: Ein Ausfall der IT-Systeme in einer Produktionsfirma kann zu Produktionsstillständen führen, die Kosten verursachen.

Beispiel Nicht-finanzielle Auswirkungen: Der Rufschaden durch einen Datenschutzverstoß bei einem Finanzdienstleister kann zu einem Vertrauensverlust bei den Kunden führen.

3. Bestimmung der maximal tolerierbaren Ausfallzeiten, MTA (Maximum Tolerable Downtime, MTD)

Für jeden kritischen Prozess wird die maximale Ausfallzeit bestimmt, die das Unternehmen verkraften kann, ohne schwerwiegende Schäden zu erleiden. Diese Zeitspanne ist entscheidend für die Priorisierung von Wiederherstellungsmaßnahmen.

Beispiel: Ein Krankenhaus identifiziert, dass kritische Systeme wie die elektronische Patientenakte maximal 2 Stunden ausfallen dürfen, bevor gravierende Auswirkungen auf die Patientenversorgung eintreten.

4. Ermittlung der Recovery Point Objective (RPO) und Recovery Time Objective (RTO)

Recovery Point Objective (RPO): Das maximale Datenverlustfenster, das tolerierbar ist. Es bestimmt, wie aktuell die Backup-Daten sein müssen.

RPO-Beispiel: Ein Finanzunternehmen bestimmt, dass es maximal 30 Minuten an Transaktionsdaten verlieren kann, ohne signifikante finanzielle Einbußen zu erleiden.

Recovery Time Objective (RTO): Die angestrebte Zeitspanne zur Wiederherstellung der Funktion nach einem Ausfall. Es gibt an, wie schnell Systeme und Prozesse nach einer Störung wieder betriebsbereit sein müssen.

RTO-Beispiel: Ein Online-Einzelhändler legt fest, dass seine Webseite innerhalb von 4 Stunden nach einem Ausfall wieder online sein muss, um kritische Umsatzeinbußen zu vermeiden.

Mehr zu RTO, RPO und MTD gibt es im Glossar.

5. Analyse der Abhängigkeiten

Die BIA deckt auch die internen und externen Abhängigkeiten der kritischen Prozesse auf, einschließlich der IT-Systeme, Lieferanten, und anderer Geschäftsprozesse, die für den Betrieb notwendig sind.

Beispiel: Ein Hersteller von Automobilteilen findet heraus, dass seine Produktionslinie stark von einem Zulieferer für Spezialkomponenten abhängig ist. Ein Ausfall bei diesem Zulieferer könnte die gesamte Produktion zum Stillstand bringen.

6. Entwicklung von Strategien zur Risikominderung und Wiederherstellung

Basierend auf den ermittelten Daten entwickelt die BIA Vorschläge für Strategien zur Minderung der identifizierten Risiken und zur Wiederherstellung der kritischen Geschäftsprozesse im Falle eines Ausfalls.

Beispiel Risikominderung: Ein IT-Dienstleistungsunternehmen implementiert redundante Netzwerkverbindungen, um das Risiko eines vollständigen Netzausfalls zu minimieren.

Beispiel Wiederherstellung: Ein Handelsunternehmen etabliert ein alternatives Vertriebssystem, das bei Ausfall des Hauptsystems aktiviert werden kann, um weiterhin Bestellungen zu verarbeiten.

7. Priorisierungsplan

Die Analyse führt zur Erstellung eines Priorisierungsplans für die Wiederherstellung von Diensten, basierend auf der Kritikalität der Geschäftsprozesse, ihrer MTD, RTO, und RPO. Dieser Plan ist entscheidend für die effektive Allokation von Ressourcen in Notfallsituationen.

Beispiel: Ein Telekommunikationsanbieter priorisiert die Wiederherstellung seiner Netzinfrastruktur vor administrativen Systemen, um die Kommunikation für Notdienste und Kunden schnellstmöglich wiederherzustellen.

8. Bericht und Empfehlungen

Abschließend wird ein detaillierter Bericht erstellt, der die Ergebnisse der BIA zusammenfasst und konkrete Empfehlungen für Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebskontinuität und zur Risikominderung gibt.

Beispiel: Nach der BIA erstellt eine Bank einen detaillierten Bericht, der empfiehlt, in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für Online-Banking-Plattformen zu investieren und gleichzeitig ein Programm zur Sensibilisierung der Mitarbeiter für Phishing-Angriffe zu starten.

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